Roland Micro Cube GX im Test (2024)

von Thomas Berg,

Rolands Cube ist eine bewährte Instanz bei gut klingender Übungs-Verstärkung für Groß und Klein. Das Mini-Modell Micro Cube hat sich in den letzten 10 Jahren zum beliebtesten Batterie-Amp aller Zeiten hochgespielt und wurde nun mit einigen Verbesserungen auf den neuesten Stand der Technik gebracht.

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Roland Micro Cube GX im Test (2)

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Der Micro Cube GX ist vermutlich der einzige Amp, der gegenüber seinem Vorgängermodell eine Leistungssteigerung um 50% verzeichnen kann. Als absolute Zahl sind die 3 Watt Ausgangsleistung des neuen GX aber immer noch Angriffsziel für Verstärker-Mobbing. Dabei ist die erzielbare Lautstärke recht imposant und sogar noch etwas lauter als beim Vorgänger. So reicht die Leistung (vor allem bei den verzerrten Models) nicht nur fürs Wohnzimmer, sondern durchaus auch für kleinere Gigs ohne Schlagzeug.

Der Custom-Design Speaker tut in Kombination mit dem stabilen MDF-Gehäuse sein Übriges, um die überschaubare Menge an Watt möglichst fulminant dastehen zu lassen. 8 COSM-Models stehen zur Auswahl, darunter ein Acoustic-Simulator sowie ein neutrales Setting für die Verwendung mit Mikrofon statt Gitarre. Hinzu gekommen ist das Extreme-Model mit Ultra-Verzerrung, sodass zusammen mit den klassischen britischen und amerikanischen Amp-Models sowie einem RolandJazz-Chorus-Model alle Musikrichtungen von Jazz bis Metal abgedeckt sind. Dabei helfen auch die Brot-und-Butter Effekte, welche auf zwei Potis verteilt (ModulationsFX + Rev/Dly) alles Gängige anbieten, inkl. neuem Octaver und Spring-Reverb. In der Amp-Section finden sich Gain, Volume, Master-Volume sowie ein Tone-Regler für die Höhen. Die elektronische Stimmgabel des Vorgängers wurde durch einen akkuraten Chromatic-Tuner abgelöst.

Neu ist auch der i-Cube-Link-Anschluss, welcher mittels 4-poliger Miniklinken-Buchse ein einfaches aber sehr praktikables AudioInterfacing zur iOS-Welt (iPhone, iPad, iPodTouch) gewährleistet. So kann über diesen Anschluss einerseits, wie bei einem normalen Aux-In, Musik einfach wiedergegeben werden (Player-unabhängig), aber zudem auch über den zusätzlichen Rückweg (4. Ader im mitgelieferten Kabel) in ein kompatibles iOS Gerät gespielt bzw. aufgenommen werden. Dies funktioniert mit allen Apps, die ein Eingangssignal aufnehmen oder verarbeiten können (PolyTune, GarageBand, Amplitube …).

Roland bietet mit Cube Jam auch eine eigene kostenlose App an, welche mit den Funktionen Aufnahme, Mixdown, Center-Cancel, PitchChange und Speed-Change bereits einiges beinhaltet, was man sich zum Üben, Jammen oder Aufnehmen wünscht. Auf der Rückseite des Micro Cube gibt es für die herkömmliche Aufnahme außerdem einen Stereo-Miniklinken-Ausgang, welcher auch als Kopfhörer-Ausgang benutzt werden kann. Bei eingestecktem Kabel wird der Speaker wie üblich stumm geschaltet, daher taugt der Ausgang als paralleler Stereo-DI-Out beim Gig leider nicht. Ebenfalls auf der Rückseite befindet sich der DC-Anschluss (5,7 V, 155 mA) sowie das Batteriefach für 6 AAs (LR6/HR6).

Mit einem frischen Satz Batterien oder Akkus ist der mobile Einsatz ohne Steckdose ca. 20-25 Stunden möglich. Getragen wird der Micro Cube an einem Mini-Gitarrengurt, welcher an seitlich angebrachten Strap-Pins klemmt. Wenn man es schafft, diesen abzumachen ohne sich zu verletzen, kann man auch einen normalen Gurt anbringen und sich den Amp um die Schulter hängen und in der Fußgängerzone sein Unwesen treiben. Eine nützliche Neuerung ist die Memory-Funktion, bei der man einen Sound abspeichern kann und mit manuell eingestellten Sounds im Wechsel benutzen kann. Das Umschalten per Fußschalter ist erst bei größeren Cubes möglich.

Den Micro Cube GX gibt es in Schwarz, Weiß sowie im 80s Cube-Rot. Äußerlich hat sich gegenüber dem alten Micro Cube nicht viel getan, sodass am markantesten das fehlende RolandLogo auf der Vorderseite ist. Statt dessen prangt auf der Front nun ein modernes Cube-Emblem, was im Vergleich zum altehrwürdigen „R“ etwas halbstark wirkt. Egal, einen Cube kauft man traditionell nicht, weil er so schön ist.

Sound

3 Watt + Clean + Laut schließen sich physikalisch gegenseitig aus. So ist auch beim Micro Cube GX am Ende der Lautheitsskala ein glasklarer Clean-Sound nicht wirklich möglich. Bei höherer Lautstärke ist der Ton durch die limitierende Verstärkung immer minimal bruzzelig dreckig, jedoch ist dieser Störanteil im Verhältnis zum Nutzsignal so leise, dass er für die Spielfreude fast vernachlässigbar ist. Deshalb sind die Clean-Models JC Clean und Black Panel dennoch willkommene und sehr brauchbare Presets. Das Jazz-Chorus-Model stellt mit seinem warmen und glasigen Sound einen schönen Kontrast zum dunklen, perkussiven Fender-Model dar, sodass man hier zwei gute Clean-Richtungen zur Hand hat.

Mit Brit Combo ist ein schöner, schnörkelloser Rocksound an Board, mit welchem man (am besten ohne verwässernde FX) AC/DC bis ZZTop zum Besten geben kann. Für etwas mehr Gain, Sustain und Bottom kann man zum Classic Stack wechseln, wo man sich ebenfalls auf Anhieb heimisch fühlt. In der Hi-Gain Ecke findet man eine breitbandige Rectifier Anleihe sowie das in den Mitten ausgehöhlte Extreme Model. Letzteres klingt geradezu witzig, da man tatsächlich einen ziemlich anständigen Metallica-Sound (aus ihrer besten Zeit) herzaubern kann, nur eben aus einem winzigen Brühwürfel.

Der Acoustic-Simulator macht gute Arbeit und bereichert die bunte Vielfalt des Würfels um eine weitere Seite. Die Effekt-Sektion bietet eine zweckmäßige Grundausstattung und ist über die zwei Potis schnell eingestellt. Lediglich beim Delay erfordern die 2 cm Regelweg durch einen fehlenden Tempo-Regler etwas Fingerspitzengefühl. Hier ist der Memory-Speicherplatz eine gute Sache, um auch bei gehobenem Puls vor Zuhörerschaft auf die Schnelle ein sinnvolles Delay aus dem Hut zaubern zu können. Der neue Federhall ist nur mit hohem Effekt-Anteil zu haben, was für Shadows-Fans aber kein Nachteil sein sollte. Zusammen mit dem Tremolo (+ Fender-Model) ist also auch für NostalgieSchwelger gut gesorgt.

Resümee

Die Beschränkungen bezüglich Low-End, Lautstärke und Clean-Headroom ändern nichts daran, dass man es hier mit einem ernstzunehmenden Kleinst-Amp zu tun hat. Die Sounds sind ansprechend und mehr als man beim Anblick des kleinen Cubes vermuten würde. Überzeugend ist vor allem die breite Klangpalette auf konstant gutem Niveau (bis auf kleine Abstriche beim CleanSound) sowie die erweiterten Möglichkeiten via i-Cube-Link und iOS-Gerät. Im Vergleich zum beliebten Vorgänger bekommt man für den gleichen Preis eine ganze Reihe guter Neuerungen. Der Amp ist vor allem für diejenigen ein Muss, die einen kleinen Batterie-Verstärker suchen, welcher sich bezüglich Lautstärke und Klang Gehör verschaffen kann. Lediglich der Swap von Marken- und Modellnamen zwischen Vorder- und Rückseite ist sonderbar, zumal Roland sich (und seinen guten Namen) mit diesem Amp bestimmt nicht verstecken muss.

Plus/ minus

+ Amp-Models
+ iCube-Link Funktion
+ Sound-Vielfalt
+ Bedienung
+ Mobilität

– begrenzter Clean-Headroom

Roland Micro Cube GX im Test (2024)
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